Literaturverlag Droschl
Roger Caillois stand der Gruppe der Surrealisten nahe und wurde berühmt durch seine einfühlsamen Texte über Steine – paradox, philosophisch, eigenwillig. Sein Bild von Patagonien basiert auf einem Tagebuch, dass er von allem Persönlichen, Malerischen und Anekdotischen gereinigt hat, wie in den (ebenfalls recht knappen) Nachbemerkungen des Übersetzers ausgeführt wird.
Was Caillois mit “Patagonien” geschaffen hat, ist ein geschriebenes Stillleben, beinah religös in seiner Andacht, besonders, wenn er auf Stellen am Strand zu sprechen kommt, wo sich die Reste aller möglichen Kreaturen ansammeln und vergehen. Eins fehlt der Knochenstätte: der Mensch. “Wenn der Mensch denkt, dass nach dem Tod nichts mehr von seinem Wesen übrigbleibt, welcher Skrupel veranlasst ihn dann, eine nicht mehr in Gebrauch befindliche Hülle zu vergraben oder einzubalsamieren?” Hier herrscht nicht Armut oder Einsamkeit, sondern Abwesenheit. Wer hierher kommt, hat nichts mitnehmen können und auch für nichts vom Alten eine Verwendung. Die Reduktion aufs Elementare lässt das Gerüst dessen erkennen, was wir Zivilisiertheit und Verhalten im Umgang nennen. Caillois schreibt von den Regeln des Misstrauens gegen sich selbst, den Geboten der Feinfühligkeit oder, wie man einen Dienst erweist, und zwar ohne ihn merken zu lassen – alles dieses erlaube “die Existenz von Gütern, deren Besitz weder Kauf noch Lüge sichern können.”
Ein Buch, dessen Autor gar nicht in Anspruch nimmt, irgendwie Weisheit oder Wahrheit zu spenden, das aber, indem Caillois sich beschränkt aufs Karge und Elementare, philosophische Kraft austrahlt.
ISBN: 9783854209744
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