, Georg von Wallwitz Odysseus und die Wiesel Berenberg

Es hat uns schon einigermaßen bewegt, und es bewegt uns noch weiter, was sich so tut an den Finanzmärkten. Aber es sind ja keine höheren Gewalten oder Naturereignisse, die da wirken, sondern Menschen, die sich so oder so verhalten.

Politiker, die in Gedanken an die nächste Wahl Geschenke unters Volk bringen und auf die Verschuldung nicht achten, oder Banker, die in Gedanken an kommende Boni Geschäfte um des Geschäfts willen abwickeln - sie sind alle Kinder derselben Gesellschaft, sie haben dieselben Ideale (nämlich eigentlich keine), und deren Psychologie erklärt uns am besten, womit wir es zu tun haben, wenn ein Pleite-Bankier nachträglich noch Boni kassieren will oder ein Ministerpräsident einen Milliarden-Verlust allenfalls als „derbe Klatsche“ kommentiert. Georg von Wallwitz ist mit dieser Sorte Menschen bestens bekannt, er ist selbst ein Fondsmanager, und offenbar mag er das Gros der Börsenleute, Broker, Analysten, Fondsmanager etc. nicht. Sehr einleuchtend, mit resignativer Skepsis, sogar mit Humor beschreibt er, wie sich diese Welt des Geldes dreht, wo an die Stelle der Vernunft gelegentlich auch Mystik tritt, wo Loyalität zuviel verlangt ist, und wo das Geschehen davon bestimmt wird, wer wen übertrumpfen oder gar schlucken kann. Alles ganz menschlich. Allzumenschlich. Vielleicht deshalb hat Wallwitz sein Buch nach Art eines Biologie-Buchs aufgemacht: „Odysseus und die Wiesel“. Wie Odysseus wollen sie alle sein, große Lenker, souveräne Kapitäne, aber in Wahrheit seien sie wie die Wiesel: unstet und wankelmütig, eher ängstlich, lauernd, ehrgeizig, naiv und dabei auf der Suche nach noch Naiveren, stark gegen Kleine, aber selbst zu klein für die Größe ihrer Gier. Ein fein ironisch gehaltenes Sachbuch über die Seelen der Banker und die Seelchen der Broker. Wer an den Banken verzweifelt, dem bleibt, mit diesem Buch, homerisches Lächeln.

ISBN 978-3-937834-48-1
http://www.berenberg-verlag.de/programm/odysseus-und-die-wiesel/