Johannes Muggenthaler, der Erfinder dieser Figuren, war von Iwan, Marcos halbseidenem Schulkameraden, offenbar genauso fasziniert wie Marko selbst. Und anders als es im Standesamt gefordert wird, hält der Erzähler seinem Helden Marco schon bald nicht mehr die Treue. Mit Iwan ist eben ein viel interessanterer Mann als Marko auf den Plan getreten, ein Kleinkrimineller, dessen Scheitern mehr Originalität birgt als die Routine vom Standesamt.
Manches in diesem Roman klingt nach echten Vorkommnissen, als wäre es authentisch – gibt es einen realen Hintergrund für die Ereignisse in diesem Buch?
Iwan hat echte Karrierepläne für seine Kriminellenlaufbahn. Wir werden Zeuge, wie er eine Frau entführt. Sie ist die Freundin des Geschäftsführers eines Auktionshauses. Und sie macht sogar mit. Vielleicht stellen sich Entführte und Entführer vor, es könnte zu einer Art von Versteigerung kommen: Materiell, wenn der Auktionator seine Freundin meistbietend zurücknimmt, immateriell, indem er seine Wertschätzung in der Höhe einer Summe manifest werden lässt. Aber der erpresste Auktionator denkt gar nicht daran zu funktionieren. Vielmehr scheint er erleichtert und befreit und verweigert die Rücknahme – ähnliche Geschichten hat es zwar schon mal im Kino gegeben, aber als Pointe ist das immer schon lustig und überraschend.
Um trotzdem an Geld zukommen, verlegt sich Iwan auf einen Sparkasseneinbruch, aber auch diese Unternehmung wird nicht zum Ziel führen. Zum Schluss wird aus der entführten Freundin eine zugeführte Braut, man trifft sich im Standesamt, und wer noch Fragen hat, wird nie zu einer Antwort kommen. Der Spaß des Buchs liegt vor allem in der Sprache, in den kleinen formulierten Miniaturen des Autors. Die aberwitzige, unglaubwürdige und darum um so amüsantere Handlung wird darüber fast zur Nebensache.
Die Geschichte führt aus dem Standesamtsstuben in die Provinz, aufs Land, aber die Charaktere, die hier agieren, wirken großstädtisch. Ist das eine urbane oder eine Provinzgeschichte?
Nicht zuletzt weil sich Johannes Muggenthaler außer durch das Schreiben bisher vor allem als bildender Künstler und Fotograf einen Namen gemacht hat, sind auch Fotos in seinem Buch zu finden sind, zum Beispiel von Lebkuchenherzen in der Art, wie Muggenthalers Romanheld sie beim Bierfest angeboten bekommt.
ISBN: 978-3-938803-30-1
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