, Christine Wunnicke Selig & Boggs. Die Erfindung von Hollywood Berenberg Verlag

Liegt es am Thema, an den bunten Vögeln, Schauspielern und Jahrmarktsleuten, die vor über hundert Jahren anfingen, Filme zu produzieren und dabei gezwungen waren, wegen des Wetters zu improvisieren und wegen Thomas Edisons Patentrechten zu tricksen, dass dies Buch über ein historisches Thema so kurzweilig ist? Oder liegt es an der Autorin?

Christine Wunnicke hätte ganz trocken erzählen können, wie der Varieté-Künstler William N. Selig in Chicago an den technischen Möglichkeiten der Bilderprojektion tüftelte, und wie er sich zusammentat mit Francis Boggs, einem Schauspieler und Regisseur, der mit Talent und Genie mehrere Stummfilme täglich abdrehte. Neben jedes Kapitel hat Wunnicke ein historisches Textchen gesetzt, z. B. Anweisungen, wie man sich vor der Kamera zu bewegen hat, wie man sich am Set zu verhalten hat („Fluchen: Es befinden sich Frauen und Kinder im Atelier! Und halten Sie sich besonders während der Aufnahmen zurück. Tausende von Taubstummen besuchen die Lichtspielhäuser und lesen Ihre Lippen. – Rollen: Seien Sie niemals pikiert über Ihre Rolle. Schminke: Tupfen Sie niemals Rouge auf Nase und Stirn. Dies führt zu ganz abscheulichen Ergebnissen.“) oder zeitgenössische Kommentare zum Filmwesen, das erst am Entstehen war.
Ein stringentes Mosaik amüsanter Anekdoten mit historischen Fakten und technischen Entwicklungen, das uns Aufschluss gibt über gekonnt brüllende Löwen am Filmanfang und über die prinzipielle Mädchenhaftigkeit („weil sich die gewisse Prallheit, die sie da noch an sich haben, besser filmt“) der „Polyscope-Girls“ und der „Vitagraph-Girls“, das uns einen schönen Überblick gibt, wie Hollywood als Filmort hat entstehen können.

ISBN 978-3-937834-59-7

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