Die hervorragenden Merkmale des jungen John sind seine Respektlosigkeit, seine Lebenslust und sein Tonfall, der der Nonchalance der Erzähler in den Romanen von P. G. Wodehouse in nichts nachsteht. Besonders, als John und einer seiner Freunde ungebeten bei Gertrude Stein aufkreuzen, ist es wie bei Berti Woosters nonkonformistischen Tanten: Der Humorlosigkeit der Gastgeberin stehen die flapsigen Sprüche des Kanadiers entgegen. Zugleich fühlen wir uns erinnert an Henry Millers „Stille Tage in Clichy“ – nur, dass Glassco im Vergleich zu Wodehouse geradezu offen seine Sexualität und die einzelnen Liebes-Abenteuer beschreibt, aber im Vergleich zu Miller hinreißend taktvoll ist.
Glassco schildert Begegnungen mit Hemingway, Joyce, Kay Boyle und Djuna Barnes, dazwischen trifft er unwichtige Wichtigtuer, verkannte Genies und alle Arten Künstler, Dichter, Schauspieler und Prostituierter. Er schlägt sich als Manuskript-Tipper einer verschwenderischen Prinzessin, als Darsteller für Pornobilder, als Autor feuilletonistischer Artikel und als Prostituierter für ältere Damen durch. Er erlebt seine erste echte Liebe und leidet, er bekommt seinen väterlichen Monatswechsel wieder und wieder gekürzt, so dass er zuweilen hungern muss, er hat so viele Freunde, dass er immer irgendwo unterkommt – kurz: er ist offenbar so hinreißend, dass er immer Glück hat. Und dass er das alles in diesem unfeierlichen Ton aufgeschrieben hat, ist unser Glück.
ISBN 978-3-446-23272-3
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