, Norbert Scheuer Peehs Liebe C. H. Beck

Annie arbeitet als Altenpflegerin in der Eifel. Einer ihrer Patienten, Rosarius, der sich in seinen verblassenden Erinnerungen mehr und mehr verliert, verwechselt sie mit der großen Liebe seiner Jugend. Und sie? Sie lässt sich ein auf ein emotionales Abenteuer voll verborgener Wahrheiten und unwägbarer Geheimnisse. Norbert Scheuer erzählt in einer romantischen und zuweilen traumhaften Geschichte aus einer Provinz, wie die Erinnerung die Welt verzaubern kann. Hier in dem entlegenen Dorf findet sich die gesamte Welt überraschend wieder, sei es in Gestalt überlieferter Berichte, in Form archäologischer Funde oder als unbestimmtes Echo. In Verbindung mit der schwächer werdenden Erinnerung wandelt sich die Wirklichkeit und wir verwandeln uns mit ihr. In diesem Sinne lässt sich Annie von Rosarius‘ Irrtum so bannen, dass sie am Ende selbst glaubt, die unbekannte „Peeh“ zu sein –

Verändert sich da Annies Persönlichkeit? Ist das eine romantische Illusion oder schon eine Psycho-Geschichte?

Zugleich erzählt der alte Herr von seiner Kindheit als stummer Junge, von seinen abenteuerlichen Fahrten durch die Eifel mit einem Mann, der auf den Dörfern noch abenteuerlichere Heilgeräte an einsame Hausfrauen verkaufte und dabei gern auch weitere Ablenkung vom Alleinsein bot. Annie entdeckt in Rosarius eine Fülle geringer und zarter Wahrnehmungen, unter der provinziellen Oberfläche verbergen sich geahnte und unerwartete Reichtümer. Auch die anderen Personen dieses Buchs erleben eine Welt voll okkulter Schätze und Kräfte: Der eine will herausfinden, wo die Beute eines großen Lohnraubs geblieben ist, ein anderer dichtet seinen Elektro-Stimulanz-Geräten heilsame Wirkungen an, die Heldin des Buchs reitet heimlich auf einem versteckten Hengst, und einer ihrer Freunde folgt auf den Bleisandhalden eines verlassenen Abbaugebiets seinen Träumen. Während die Eifel durchzogen ist von alten Straßen und Wegen noch aus der Zeit der römischen Kolonisierung, hat Rosarius‘ Vater die Wege der Römer durch die afrikanische Wüste kartieren wollen –

Ist das eine mythische, rätselhafte Welt, in die uns dies Buch führt? Ist unsere ganze Welt so?

Und über und in all dem liegt und tönt Hölderlins Dichtung wie ein poetische Grundierung der gesamten Welt. Es ist, als habe Norbert Scheuer zeigen wollen, dass die Welt, wie wir sie sehen, zum einen nie ganz erkennbar ist, und außerdem unterlegt von verborgenen Zusammenhängen, zum anderen liegt über all dem die Poesie des Hyperion von Hölderlin –

Ist das der literarische Optimismus des Autors Norbert Scheuer, dass die Literatur uns immer einen Reichtum beschert?

Die Namen der Personen wirken sehr ausgesucht – Rosarius, Sartorius, Vincentini, Bellarmin, Delamont – was hat es mit diesen Namen auf sich?

Norbert Scheuer erzählt uns eine zarte und etwas verschroben-romantische Liebesgeschichte, er schildert seine Beobachtung, dass auch am entlegensten Provinzort noch ein Weg in die große Welt führt, und er folgt der romantischen Idee, dass wir uns selbst in der Literatur wiederfinden können –

Dann ist am Ende Annie die Diotima von Rosarius?

ISBN 978-3-406-63949-4

http://www.chbeck.de/Scheuer-Peehs-Liebe/productview.aspx?product=10282808