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Das Hotel, von dem die Rede war, das Hôtel Solitude, atmet noch die Stimmung eines versunkenen Glamour, von hier hat man Blick aufs Meer und vor allem auf das Casino von Monte Carlo, doch das Hotel hat allein ihn als Gast, und dann noch ein russisches Paar, das hier die xte Station seines Exils gefunden hat. Der Ehemann betreibt mit einem Kompagnon ein seriöses Spielsystem am Roulette, das ihm die Existenz sichert, Zoya, seine Frau, lässt sich umgarnen von Jérôme und wäre bereit für ein Abenteuer – doch er, kaum dass er dies begreift, will sie ganz und erfasst nicht, was für eine Art Sicherheit Menschen suchen, die schon mehrfach vertrieben wurden und die tatsächlich wissen, was ein existentielles "Provisorium" ist.
Eine schwerblütige Romantik beherrscht diesen Roman, das Aufblitzen der Lust, bei ihm nach Art eines Don Juan, bei ihr überlegen berechnet, verglimmt unversehens. Jérôme ergreift endlich eine Initiative, Zoya wird weiter Tag für Tag auf ihren Mann warten, der mit seinen Spielgewinnen ins Hotel zurückkehrt, wie ein Angestellter mit seiner Lohntüte heimkommt.
Nach Emmanuel Bove sind schon einige Romane aus dem Frankreich der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei uns erschienen, die nicht ins Deutsche übersetzt worden waren, weil nach dem Krieg eine andere Literatur gefragt war. René Laporte, 1905 in Südfrankreich geboren, hat diesen Roman 1944 veröffentlicht, vielleicht hätte er in der französischen Nachkriegsliteratur eine Rolle spielen können, doch er starb an den Folgen eines Verkehrsunfalls im März 1954. Für uns ist "Hôtel Solitude" nicht der allerwichtigste Roman, aber er hat ein gewisses Flair, eine manifeste Romantik, die uns fesseln kann.
ISBN 978-3-423-26003-9
http://www.dtv.de/buecher/hotel_solitude_26003.html