Verlag Schirmer Mosel
Die Bedford schildert die Frauen, die in diesem Prozess auftreten, nicht aus der Perspektive der Sensationsjournalisten, sondern mit einer gewissen abgeklärten Distanz, die es ihr ermöglicht, z. B. von Christine Keeler zu schreiben, sie strahle „nichts Lebendiges aus, als wäre der Sex Fertigsex, Tiefkühlsex, zur Schau gestellt wie die Obstschale auf dem Farbphoto. Der Zeugenstand ist kein gemütlicher Ort, und er bringt persönliche Qualitäten nur selten zum Vorschein, aber ich glaube nicht, dass er etwas hervorbringt, was nicht schon vorhanden ist. Dieses Mädchen offenbarte eine Leblosigkeit, eine Ausdruckslosigkeit, eine grundsätzliche Unzugänglichkeit, wie man sie nur mit größter Armut assoziiert. In Verbindung mit dieser gepflegten, nahezu perfekten Erscheinung was das ausgesprochen irritierend.“ In dem schmalen Bericht macht Sybille Bedford deutlich, dass weniger über rechtliche Verfehlungen gerichtet wurde, sondern dass hier die britische Oberschicht Gerichtstag hielt über Möchtegernaufsteiger und ambitionierte Unterschichtler, dass die Heuchelei der Oberen zu moralisch motivierten Verurteilungen führte, die durch nichts gerechtfertigt waren. Es ist auch heute noch regelrecht spannend, die Zeugenaussagen von damals zu lesen. Aber es ist nicht nur sein Thema, es ist vor allem die kühle und reife Art der Autorin, die diese Geschichte spannend macht.
Gina Thomas, die englische Feuilleton-Korrespondentin der Frankfurter Allgemeinen, steuert mit ihrem Nachwort noch einiges an Hintergrundwissen bei, so dass man die Zusammenhänge besser erkennt. So ist dies Buch ein echter Gewinn seiner Leser.
ISBN 3-8296-0543-9
http://schirmer-mosel.de/homed1/pdf/PM_Bedford_Ward.pdf