Antonia BaumVollkommen leblos, bestenfalls totRoman
Verlag Hoffmann & Campe
Gleich zu Beginn erklärt die junge Frau, die uns hier ihr verkorkstes,
aus dem Gleis geratendes Leben erzählt, ihre Eltern zu Uneltern, deren
gegenseitiger Hass ihr unerträglich ist. Was die Eltern ihr vorgelebt
haben, empfindet sie als Lebenslüge, unter der nichts heil geblieben
ist. Sie will bloß weg ins Leben und verlässt mit Schulende ihr
provinzielles Dorf – aber auch in der Stadt trifft sie wieder auf
Menschen, die nicht viel besser sind als die zuhause. Was eine Befreiung
hätte werden können, endet als eine Art vernebelter Rausch in der
Kreativ-Szene, der Unterwelt einer urbanen Boheme. Die neuen Freunde
sind bloß attraktiver als die Eltern, sie sind vielleicht chic oder
cool, aber sie genügen dieser Stimme nicht, die in Antonia Baums erstem
Roman vom Leder zieht. Vielmehr lebt diese junge Frauen-Figur in ihrer
Phantasie grobe Aggressionen aus und kapselt sich weiter ab von allen,
die sich ihr zuwenden. Nichts hat Bestand vor ihr, alles ist Lug.
Barocke Moral? Pose? Verzweiflung?
Wir lesen, wir hören gewissermaßen eine junge Frau, die mehr oder
minder alles zunichte macht, am Ende sich selbst. Wie nihilistisch
ist das?
Das komplette Interview Antonio Muñoz MolinaDie Nacht der ErinnerungenRoman
Aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen
DVA
„Die Nacht der Erinnerungen“ ist der deutsche Titel für Antonio Muñoz
Molinas großen Roman, der wörtlich übersetzt „die Nacht der Zeiten“
hieße und damit auch die Dunkelheit des Vergessens meint, das
Verschwinden der Ereignisse im Dunkel der Zeiten. Dabei tritt das
Historische zurück hinter die Liebesgeschichte, die er uns erzählt und
die sich so oder ähnlich zugetragen haben könnte in der Zeit des
spanischen Bürgerkriegs.
Was ist es denn mehr – eine Lovestory oder ein historischer Roman?
Das komplette Interview