Die junge Beila lebt in einer fernen Gegend, in der die Leute noch an die
Möglichkeit der Verwandlung des Menschen in einen Wolf glauben. Hier
erweisen sich die aktiven Antisemiten als solche Wolfmenschen, Prikulitsch
genannt.
Beilas Mann kommt bei einem antisemitisch motivierten Überfall ums Leben,
und sie selbst kann ihres Lebens nicht mehr sicher sein, weil nun die Männer
ihres Dorfs sich über sie hermachen wollen.
Sie flüchtet und gelangt zu guten Menschen. Doch als sie sich mit einem
Jungen einlässt, wird sie, weil Jüdin, zur Schuldigen einer eher
unschuldigen Begegnung gestempelt. Die Anfeindungen im Dorf und der auch in
der Ukraine und Rumänien immer virulenter werdende Antisemitismus der 20er
und 30er Jahre zwingen sie wiederum in die Flucht. Sie kommt, inzwischen als
Christin getarnt, bei einem Pfarrer unter, der sich an ihr vergeht, und
flieht weiter, bis sie, inzwischen in Begleitung einer Tochter, in einem
entlegenen Karpatendorf endlich bei einem älteren Paar unterkommt, das sich
schon immer eine Tochter gewünscht hatte sich nun über das Enkelkind erst
recht freut – bis ein böser Zufall Beila den Tod bringt. Ihre Tochter kann
mit den Nenn-Großeltern vor der Roten Armee nach Westdeutschland
flüchten.
Ist diese Anhäufung von Unglücken über einer Person nicht
übertrieben?
Aus wie viel verschiedenen Individualschicksalen haben Sie die eine
Geschichte destilliert?
Erwachsen, geht die Tochter auf Spurensuche – diese Momente hat Stephani
immer wieder in seinen Roman eingeflochten, so dass wir seine Geschichte aus
heutiger Perspektive sehen. Das ist einerseits eine Brechung und hält die
Spannung zurück, andererseits wird uns auf diese Art das tragische und
traurige Leben der Beila, die sich Berta nennen, sich verstellen und ihren
Gott leugnen musste, nur weil sie leben wollte, erst richtig nah
gebracht.
Eine kuriose Beobachtung am Rande: Bei Herta Müller, in ihrem Roman
„Atemschaukel“, gibt es einen Prikulitsch, der die Lagerinsassen
terrorisiert. Bei Stephani sind jene Prikulitsch, die die Juden verfolgen,
also vor allem die Angehörigen des Nationalsozialismus, die wohl eher die
deutschstämmigen Rumänen sind, die bei Herta Müller im Arbeitslager
sitzen.
Als Anmerkung zu dieser Web-Site schreibt uns Claus Stephani:
Beilas Mann Jacob wurde von den faschistischen Legionären, den "Wölfen mit
menschlichem Gesicht, ermordet.
Und Beila selbst kam durch die ungarischen Faschisten in Nordsiebenbürgen zu
Tode.
ISBN 978-3-86555-067-5
http://www.schirmer-graf.de/index/Stephani.html