, Roberto Zapperi Abschied von Mona Lisa. Das berühmteste Gemälde der Welt wird enträtselt Aus dem Italienischen von Ingeborg Walter
C H Beck

Schon beim Titel kann man sich denken, dass es schon bald nach Erscheinen des Buchs Einsprüche gehagelt hat. Tatsächlich haben einige namhafte Kunsthistoriker und Kunstwissenschaftler umfangreiche Gegenbeweise geführt, und auch bei Zapperi gibt es eine Stelle, an der er eine Spur zu hurtig von der Argumentation zur Schlussfolgerung übergeht. Aber nimmt uns das das Interesse an diesem Bild? An seinem Maler? An der Renaissance? Im Gegenteil, Roberto Zapperi liefert ein Paradebeispiel für einen guten Essay. (Und die Gegenartikel in den Feuilletons waren übrigens genauso bereichernd für jeden, der Interesse hat an der Geschichte.)

Zapperi hat ausgreifend und intensiv recherchiert, wer der Auftraggeber und wer das Motiv des Bildes sein könnte. Dabei musste er weit ausholen – und er nimmt uns in seinem Buch mit durch einen weiten Abschnitt der Renaissance, zu den Medici und den politischen Wirren in Florenz, zum Exil in Urbino und dem lebensfrohen und bei aller moralischen Anfechtbarkeit doch charakterfesten Giuliano de’ Medici, in Leonardos Werkstatt, sei es in Rom oder später in Amboise, an den Hof des Papstes, der einen Leonardo seinerzeit ersetzen ließ durch einen Hofnarren, weil er lieber lachen als Bilder ansehen wollte. Zapperi hat bekannte und weniger bekannte Dokumente noch einmal neu gelesen, er deutet sie neu und er erwägt vor uns all die Aspekte, die ihn zu dem Schluss führen, diese Dame sei – eine Erfindung des Künstlers und gar kein reelles Portrait. Dem Bild nimmt das nichts von seiner rätselhaften Leichtheit und Anmut, dem Ansehen seines Schöpfers ebenso wenig. Es ist ein spannendes Buch mit kriminalistischem Ansatz zu einem Thema, das seit 500 Jahren die zivilisierte Menschheit herausfordert.

ISBN 978-3-406-59781-7
http://www.chbeck.de/productview.aspx?product=29650&PTBUCH=LESEPROB