Michael FraynWillkommen auf Skiosaus dem Englischen von Anette Grube, Hanser Verlag
Es ist wie so oft, wenn ein Reicher als Mäzen wirkt und eine wohltätige Organisation oder etwas Ähnliches ins Leben ruft: Es scharen sich um ihn jede Menge kleiner und mittlerer opportunistischer Profiteure, Speichellecker und Unterdespoten, von denen ein paar sogar aufsteigen wollen in der Hierarchie der profitierenden Günstlinge. Hier steht eine amerikanische Stiftung im Mittelpunkt, deren Leiterin, Mrs. Fred Toppler, im Gedenken an ihren Mann eine Stiftung auf der griechischen Insel Skios ins Leben gerufen hat, an einem der schönsten Plätze überhaupt, dazu unmittelbar neben einer antiken Kultstätte, deren skulpturale Schätze einer der engsten Freunde der Mäzenin eines Nachts abtransportieren lassen will.
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Emmanuel CarrèreLimonowaus dem Französischen übersetzt von Claudia Hamm
Verlag Matthes & Seitz
Emmanuel Carrère gehört zu einer Schriftstellergeneration mit Philippe Djian, Marie NDiaye, Jean Echenoz und François Bon und hat schon einige Romane veröffentlicht. Mit diesem Buch hat er etwas vollkommen anderes unternommen: Er beschreibt das Leben einer realen Person des öffentlichen Lebens, nämlich von Eduard Limonow, der 1943 in der ukrainischen Stadt Charkow als Sohn eines KGB-Mannes zur Welt kam. Im Moskau der 1960er Jahre machte er Bekanntschaft mit dem literarischen Untergrund, 1974 wurde er als Dissident aus der Sowjetunion ausgewiesen. In den USA entwickelte er sich zum Dissidenten innerhalb der Dissidentenszene.
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Gaito GasdanowDas Phantom des Alexander Wolfaus dem Russischen von Rosemarie Tietze
Hanser Verlag
Eine dramatische Szene im russischen Bürgerkrieg: Ein junger Soldat, 16 Jahre alt, ist irgendwo in Russlands Süden, bei Gluthitze, übermüdet, halb verdurstet, hungrig, auf einem Pferd unterwegs. Er ist desorientiert und versprengt, und obwohl er gar nicht langsam unterwegs ist, kommt es ihm vor wie Schneckentempo. Ein Schuss trifft sein Pferd, es reißt ihn zu Boden, er bleibt unverletzt. In irgendwie schlafwandlerischer Ruhe wartet er ab, bis der Schütze, auch der ist beritten, auf seinem mächtigen, weit ausgreifenden Schimmel nähergekommen ist und sein Gewehr bereit macht zum Schuss. Dieser Augenblick des Innehaltens ist der ideale Moment für den Jungen, seinerseits mit der Pistole zu schießen. Er streckt seinen Verfolger nieder, tritt zu ihm, hält ihn für tot, übernimmt seinen Schimmel und setzt seinen Weg fort.
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Wsewolod PetrowDie Manon Lescaut von Turdejaus dem Russischen übersetzt von Daniel Jurjew, mit Kommentaren von Olga Martynowa und einem Nachwort von Oleg Jurjew
Weidle Verlag
Ein Waggon eines Lazarett-Zugs in Russland, während des Zweiten Weltkriegs. Hier sind einige Männer und Frauen miteinander untergebracht auf dem Weg zu ihrem nächsten Einsatzort: ein Apotheker, zwei Sanitäter, zwei Ärztinnen, einige Krankenschwestern. Der Erzähler ist Sanitätsoffizier, er beobachtet das Wohl und Weh dieser kleinen Gesellschaft, die Gemeinsamkeiten der Gruppe und die unausweichlichen Konfrontationen, die besondere Dynamik einer Schar von zufällig zusammengewürfelten Menschen, die sich zuvor nicht kannten und die für nicht absehbare Zeit zusammenbleiben müssen.
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Werner SpiesMein Glück. ErinnerungenHanser Verlag
Über all die vergangenen Jahre konnte man in der Zeitung Werner Spies‘ Artikel über Kunst und Künstler der Moderne des 20. Jahrhunderts lesen, und immer vermittelte er seinem Leser ein bestimmtes Gefühl: Der das da schreibt, hat das Glück gehabt, im richtigen Moment am richtigen Platz gewesen zu sein, um diese Leute, Max Ernst und Picasso als die größten, kennenzulernen, sich sogar mit ihnen auszutauschen, mit ihnen sogar befreundet zu sein. Und wie er das in seiner Dabeiseinsfreude schrieb, empfanden wir auch so etwas wie ein kleines Glück, immerhin dieser unmittelbaren Zeugenschaft teilhaftig geworden zu sein.
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